Sommer-Trauerfeuer
…fünf Tage in Gemeinschaft trauern und deinen Lebensmut stärken
Wir alle erleiden in unserem Leben Schmerzhaftes: alltägliche Konflikte, geliebte Menschen die leiden oder sterben, Krankheiten, zerbrochene Beziehungen, gescheiterte Träume, die Prozesse des Alterns, oder auch die Trauer über unerfüllte Sehnsüchte im Leben, wie der Wunsch nach eigenen Kindern, nach Gemeinschaft im Alltag, nach Partnerschaft und vielem mehr.
Als Menschen sind wir dazu fähig, negative Gefühle auszublenden. In Notsituationen kann dies unser Leben retten. Unterdrücken wir Emotionen wie Trauer oder Wut jedoch über einen längeren Zeitraum stumpft unsere gesamte Empfindungsfähigkeit dadurch ab und wir laufen sogar Gefahr, körperlich zu erkranken, depressiv zu werden oder anderen und uns selbst Verletzungen zuzufügen. Vor allem sind wir weniger in der Lage, positive Gefühle wie Liebe, Freude oder Dankbarkeit zu empfinden.
Viele Menschen erleben Ohnmacht, Hilflosigkeit und Verzweiflung angesichts tief schmerzhafter persönlicher Verluste und der Lage unserer Mitwelt. All das zusammen kann sich anfühlen wie ein ganzes Gebirge von Trauer, die oft keinen gehaltenen Platz im Alltag finden kann.
Wir sind wahrlich in Not – und für viele Regionen in Europa ist überliefert, dass in Momenten großer Not ein Not-Feuer im Dorf entzündet wurde.
Es bot den Menschen Raum, sich zu versammeln, um zu trauern, um die Liebe und den Halt der Gemeinschaft zu erfahren und selbst zu schenken und um wieder neuen Lebens-Mut zu schöpfen.
Das wollen wir gemeinsam mit euch jetzt im Juni auch machen, und ein Trauer- & Lebensmut-Feuer entzünden.
Dabei bist du willkommen mit allem, was deine ganz persönliche Trauer gerade berührt und ausmacht.
Emotionale Tränen enthalten laut dem Biochemiker und Tränen-Experten William Frey eine Vielzahl von Stoffen, die in der übrigen Augenflüssigkeit die wir bei Reizungen des Auges absondern, nicht enthalten sind. Beim Weinen werden über die Tränen Stress-Hormone ausgeschieden, genauso auch Toxine, die sich bei Stress im Körper anreichern. Andere Studien dokumentieren, dass das Weinen auch die Produktion von Endorphinen anregt, unserer körpereigenen Schmerz-Medizin und Glücks-Hormonen. Wir fühlen uns besser, wenn wir geweint haben – sogar auch wenn ein Problem weiterhin besteht.
Um wieder mehr innere Lebendigkeit spüren zu können, brauchen wir einen geeigneten Rahmen, um unsere Trauer auszuleben und zu würdigen.
Trauern hilft, Verluste zu verarbeiten – und es geht so viel leichter, tief zu trauern, wenn wir in Gemeinschaft sind. Ein Schmerz der sich für uns selbst vielleicht unerträglich anfühlt, kann so viel tragbarer werden, wenn wir spüren, dass Menschen mitfühlend und bezeugend hinter uns stehen.
(Mehr über die Wirkweise unserer Trauerarbeit kannst du hier erfahren.)
Denn zum Trotz aller gegenwärtigen und noch bevorstehenden Katastrophen ist da ja auch die Kraft des Lebens, das inmitten eines lebensfeindlich scheinenden Weltalls doch irgendwie entstanden ist und einfach immer wieder neu und weiter leben will, überall um uns herum.
Vor allem sind da Menschen und Lebensräume ganz in unserer Nähe, die uns Hier & Jetzt wirklich brauchen können: Unsere Liebe, unsere Fürsorge, unser Hegen und Hüten und Mitgestalten.
Wir brauchen einander und gemeinsam ist nicht nur alles Schwere und Schreckliche leichter zu ertragen.
Gemeinsam ist es auch leichter, immer wieder neuen Mut zu schöpfen.
Mut brauchen wir gerade dann, wenn keine Hoffnung mehr bleibt. „Wenn die Hoffnung zerbricht, bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: Mut oder Kollaps,“ schreibt der Jugendliche Liko Smith-Doo.
Niemand weiß, wieviel Kollaps und Zerstörung die kommenden Jahre noch bringen werden und wie viele ganz persönliche Schicksalsschläge uns noch bevorstehen.
Was wir aber wissen ist, dass es auch hier und heute Mut erfordern kann, morgens überhaupt trotzdem aufzustehen, für uns selbst gut zu sorgen und auch für einander da zu sein.
Auch wenn die Gesamtsituation der Welt heute schlimmer denn je erscheint: Viele schreckliche, oft aussichtslos erscheinende Umstände in der Geschichte hätten nie einen Wandel erfahren, wenn nicht genügend Menschen aller Aussichtslosigkeit zum Trotz doch mutig gehandelt hätten.
Und auch für unser persönliches Leben macht es einen Unterschied, wenn wir es schaffen, nach schmerzlichen Verlusten wieder neuen Mut zu fassen – den Mut, weiter zu leben.
Die Potawatomi-Botanikerin Robin Wall Kimmerer schreibt darüber, wie es in indigenen Kulturen von der Kindheit an darum ginge, welche Verantwortung wir für unsere menschliche und mehr als menschliche Mit-Welt tragen – und wie wir dieser im Kleinen und im Großen gerecht werden können.
Dabei kann Verantwortung an niemanden wirklich übergeben werden – sie wandert nur, wenn sie auch angenommen wird. Uns zu trauen, sie zu nehmen kann uns die Liebe erleichtern – denn wenn wir lieben wollen wir schützen und nähren, was auch immer das braucht.
Deshalb werden wir an unserem Feuer auch die Liebe zum Leben in unseren Herzen ehren, damit wir sie erneuert und gestärkt fühlen und uns von ihr leiten lassen können.
Mit Ritualen können wir kraftvoll Weichen stellen – aber wir brauchen auch Unterstützung im Alltag, jeden Tag, um Lebensmut zu bewahren und immer wieder neu finden zu können. Deshalb werden wir im Juni ausführlich und mit vielen Übungen darauf schauen und ausprobieren, wie genau wir im Angesicht von Ängsten und Stress unser Nervensystem regulieren und unsere emotionale Resilienz stärken können.
Die Sommersonnenwende ist der Tag, an dem wir unsere gemeinsame Reise beginnen – der eine Tag im Jahr, wo es am längsten hell ist. Inmitten all des Lichts läutet sich die dunkle Jahreshälfte ein, der erst ganz unmerkliche Wandel hin zu immer kürzeren Tagen, der im Winter seinen Höhepunkt findet.
Jetzt ist die Welt voll buntem Leben: Duftende Blüten, Hummelsummen, Schmetterlingszauber, betörende Wärme und ganz viel Licht umgeben uns.
Das besondere am Trauern im Frühsommer ist, dass um uns herum alles so wunderschön, lebendig, angenehm und wohltuend ist. Die Wärme macht es leicht, sich fallen zu lassen und das pulsierende Leben unserer Mitwelt erinnert uns in jedem Moment daran, dass noch so viel mehr existiert und greifbar nah ist, als der Schmerz über all die Verluste, den wir in unserem Innern erleiden.
An die Helligkeit der Sonnwendzeit werden wir andocken und die Tage mit ganz besonders viel Freude, Spaß, Musik und Tanz füllen, damit die gesammelte Erfahrung als ein kleines Licht für Lebensmut in unserem Inneren uns auch in den dunklen Winterstunden, die vor uns liegen, noch in der Tiefe wärmen kann. :-)
Das Sommer-Trauerfeuer kann wie ein kleiner Urlaub sein, erholsam, nährend und voller Leichtigkeit und gerade deshalb auch besonders tiefe Trauerprozesse für dich ermöglichen.
Das Seminarhaus Sulzbrunn liegt urig im Wald im Allgäuer Voralpenland in der Nähe des Grüntens, unweit von einem malerischen See, dem Rottachspeicher.
Es wird von einer Lebensgemeinschaft betrieben, die an neuen Lebensformen forscht, sich mit Heilung, Permakultur, Mehrgenerationen, neue Ökonomie und vielem mehr auseinandersetzt.
Ihr Anliegen ist es, zukunftsorientierte, ganzheitliche Ansätze für eine nachhaltig lebensfördernde Kultur in die Welt zu bringen.
Beginn: Mittwoch, den 21. Juni 2023 mit Abendessen um 18:00 Uhr
Ende: Sonntag, den 25. Juni 2023 um 13:00 Uhr (ohne Mittagessen)
Veranstaltungsort: Seminarhaus Sulzbrunn
390 € (inkl. Mehrwertsteuer), zzgl. Unterkunft und Verpflegung
Mit unserem Wirken stehen wir dafür ein, historisch entstandene Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung in all ihren offensichtlichen und subtilen Erscheinungsformen sichtbar zu machen, in uns selbst und innerhalb der Gesellschaft und wir streben danach, Räume zu kreieren, um diese aufzuarbeiten.
Es ist uns ein Anliegen, dass insbesondere Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität auch heute immer noch alltäglich Diskriminierung erfahren, sich in unseren Veranstaltungen nicht nur sicher, willkommen und ermächtigt fühlen können, sondern auch einen erleichterten Zugang zu unseren Angeboten haben.
Als eine Geste für Reparation und einen kleinen Beitrag zu einer dringend notwendigen kollektiven Wiedergutmachung haben wir uns deshalb entschieden, unseren Spielraum für Rabatte und Vergünstigungen vollständig Personen zur Verfügung zu stellen, die historisch und aktuell am stärksten diskriminierten Bevölkerungsgruppen angehören, wie BiPoC, LGBTQ+*, Sinti*zze und Rom*nja (und/oder für gemeinnützige Organisationen arbeiten, die aktiv für die Gleichberechtigung dieser Personengruppen tätig sind.)
Wenn eines davon auf dich zutrifft, melde dich gern bei uns, oft haben wir Reparations-Freiplätze oder stark vergünstigte Teilnahmeplätze, die wir vergeben können. Hier geht’s zu unserem Kontaktformular.
Unser Trauer- & Lebensmut-Feuer ist familienfreundlich. Kinder bis einschließlich 16 Jahren können kostenlos dabei sein. (Je nachdem wie viele es werden sollten, braucht es einen altersentsprechenden Beitrag zu Unterkunft und Verpflegung. Deshalb ist es wichtig, dass du dich so bald wie möglich anmeldest, wenn du mit Kindern teilnehmen möchtest.)
Wir bitten alle Teilnehmenden, sich vorher per Schnelltest zu testen und bei positivem Test nicht anzureisen. Es ist außerdem herzlich willkommen, wenn vorsichtige Personen während der Veranstaltung eine FFP2-Maske tragen möchten.
Solltest du technische Schwierigkeiten bei der Anmeldung haben, melde dich gern einfach über unser allgemeines Kontaktformular.
Die Teilnahme am Trauerfeuer kann keine therapeutische Begleitung ersetzen.
Wenn du das Gefühl hast, unter Angstzuständen, Depressionen oder anderen schwer auszuhaltenden seelischen Zuständen zu leiden – wisse, du bist nicht allein!
Hilfe bekommst du bei zugelassenen Psychotherapeut*innnen, beispielsweise den hier im Verzeichnis aufgeführten Personen, vielleicht auch in deiner Region: https://www.somatic-experiencing.de/traumatherapeuten-finden/
In dringenden Fällen kannst du dich auch direkt an ein psychiatrisches Krankenhaus wenden oder den Notruf 112 wählen. Auch die Telefonseelsorge ist 24 Stunden kostenlos erreichbar (auch anonym): (0800) 1110111 oder (0800) 1110333 (für Kinder/Jugendliche) Im Internet: www.telefonseelsorge.de