Unsere Geschichte
…dies ist die Geschichte von Circlewise,
aufgeschrieben von Elke Loepthien-Gerwert
Im Frühling 2012 habe ich Circlewise als Bildungs-Unternehmen gegründet. Die Vision dafür wurde 2008 geboren: In einer hell durchwachten Nacht spürte und sah ich eine Organisation Gestalt annehmen: die Lern-Erlebnisse in die Welt bringt, welche eine tiefe(re) Verbindung schaffen, in denen Menschen erleben und erlernen können, wie es hier und jetzt möglich sein kann, tragfähige und regenerative Gemeinschaftsräume zu kreieren.
Auf dem Weg vor und nach diesem Ereignis gab es unzählige Inspirationen und Impulse die ihren Weg hinein in unsere Arbeit fanden.
Der Anfang vor dem Anfang
Die ersten fast drei Jahrzehnte meines Lebens waren von großen Einsamkeitsgefühlen geprägt. Ich war im Innern schüchtern und verschlossen (das bin ich immer noch :-), konnte mich selbst schwer als zugehörig empfinden, und sehnte mich doch danach. Irgendwo in mir gab es eine Ahnung davon, dass viel mehr Gemeinschaft möglich sein muss, mehr als ich es selbst persönlich erfahren konnte.
Mich faszinierten Orte, Menschen und Veranstaltungen, die es schafften, dass Menschen sich so richtig zuhause fühlen, enorm viel lernen auf eine Weise, die weit über den eigenen Tellerrand hinaus führte und sich dabei selbst kreativ entfalten konnten.
Politische Bildungsarbeit
Das Leben führte mich schon als Jugendliche zur ehemaligen Bundesjugendschule des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Oberursel. Erst als Teilnehmerin, dann Praktikantin und Teamerin für politische Jugend- und Erwachsenenbildung kam ich immer wieder ins „Haus“.
Später, kurz vor der Schließung der Bildungsstätte, lebte und arbeitete ich dort fast zwei Jahre lang .
Hier schufen wir mit Herzlichkeit und intellektueller Neugierde Lern- und Begegnungsräume für Menschen aus verschiedenen sozialen Milieus und Kulturen und bereisten auch selbst auf begegnungsreiche Weisen ferne Länder wie Israel, China, Russland und die USA.
Zentrale Themen waren dabei die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und immer wieder auch nach den Möglichkeiten für ein friedvolles Miteinander.
Natur als Missing Link
Inspiriert von einer Reisebekanntschaft begann ich im Jahr 2002 mit dem Kamana Naturalist Program, einer Art Naturkunde-Fernkurs, und lernte dabei, dass eine tiefe Verbindung zur Natur ganz grundlegend dafür ist, mich als Mensch wirklich “einheimisch” auf der Erde fühlen zu können.
Ein besonders wichtiges Ereignis wurde 2005 ein “Art of Mentoring” Workshop mit Jon Young im Lebensgarten Steyerberg, einem großen Event organisiert von der Wildnisschule Wildniswissen (deren Weiterbildungs-Teilnehmerin ich zu der Zeit war).
Die Kunst, andere Menschen auf eine Weise zu begleiten, die es ermöglicht, innige, tiefe Verbindung mit der Natur zu erleben, hatte mich nun schon mehrere Jahre beschäftigt. Dazu kam mit dem „Art of Mentoring“ das Phänomen, eine große Menge von zusammengewürfelten Leuten innerhalb kürzester Zeit in eine Art Gemeinschaft zu verwandeln, die sich teilweise anfühlte wie eine gewachsene, gesunde und Halt gebende Dorfgemeinschaft.
Mentoring-Kultur
Das „Art of Mentoring“ als Helferin mit Blick hinter die Kulissen mitzuerleben, beflügelte mich nicht nur dazu, ganz übermütig schnell Mutter zu werden, sondern war auch ein Meilenstein auf dem Weg zum Circlewise Institut.
Mehrere Jahre lang lernte ich danach so viel, so intensiv und so persönlich wie möglich von Jon Young, dem Begründer der Wilderness Awareness School, sowie einer Reihe anderer Menschen aus seinem Netzwerk in den USA, über etwas das damals noch “Cultural Mentoring” genannt wurde – das Begleiten und Fördern von einer Kultur der Verbundenheit.
Fast zwei Jahre lang konnte ich Teil einer Handvoll Menschen hier in Europa sein, die zweimal wöchentlich im damaligen Wayfinder-Programm von Jon am Telefon auf ihrem Lernweg begleitet wurden. Mein Hunger danach, irgendwie herauszufinden, wer ich wirklich bin und warum ich hier bin war sehr groß.
So verbrachte ich während des ersten Jahres viel Zeit damit, zu forschen und zu lauschen, was für ein Herzensprojekt oder Lebenswerk ich eines Tages in die Welt schenken könnte – bis die Vision für Circlewise wie ein dickes großes Segelschiff aus dem dichten Nebel meiner Lern- und Wanderjahre auftauchte… und erstmal wieder verblasste.
Regeneratives Community Design
Kurze Zeit später, im Sommer 2009, hatte ich die Möglichkeit, für zehn Monate mit meinem Sohn und meinem damaligen Partner nach Kalifornien zu gehen, und dort vor Ort drei Tage pro Woche das intensiv zu studieren, was mein Herz zum singen brachte: Ich konnte am Regenerative Design Institute als Helferin für “Cultural Mentoring” beim damaligen 9-monatigen Regenerative Design and Nature Awareness Program nahe San Francisco teilnehmen. (Zwei meiner Lehrer*innen dort starteten später Weaving Earth, wo diese Arbeit seitdem weitergeführt wird.)
Während unserer Zeit in Kalifornien lebten wir in einer kleinen Gemeinschaft auf dem Gelände meines Lehrers und lernten viele Menschen, und damit auch Perspektiven, Werkzeuge, Hintergründe vom Naturverbindungs-Netzwerk in den USA kennen.
Ich hatte unzählige Gelegenheiten, das zu erforschen, was mich am meisten faszinierte und worüber ich nebenbei an der Internationalen Gaia University ein Graduate Diploma schrieb: Regenerative Community Design – das Gestalten und Begleiten von regenerativer, also lebensfördernder Gemeinschaft.
Ein Bündel für Circlewise schnüren
Viele Erlebnisse, Bücher, Gespräche, Reflexionen und gute Fragen meiner Mentor*innen in der Zeit (beispielsweise Dave Shaw) halfen mir dabei, durchzusieben, vieles wegzulassen, anderes stärker in den Fokus zu nehmen, und letztendlich bewusst ein Bündel zu schnüren für meine spätere Arbeit zurück in Deutschland.
In Kalifornien traf ich auch zum ersten Mal Sobonfu Somé, die später die vielleicht wichtigste Lehrerin für Circlewise werden sollte, und Julie Langhorne, unsere geliebte Älteste, die seit vielen Jahren als wichtiger Anker hinter unserer Arbeit steht.
Nach unserer Rückkehr im Sommer 2010 vollendete ich mein Studium an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, pirschte mit einer kleinen Kindergruppe durch den Wald und schrieb meine Diplomarbeit in Umweltbildung über “Verbundenheit als Aspekt einer Ökologie des Lernens“. Darin sammelte ich phänomenologisch, welche verschiedenen Arten oder Ebenen der Verbundenheit in ausgewählten indigenen Kulturen beschrieben werden, die zum Leben dazu gehören zu scheinen.
Die ersten Veranstaltungen
Im November 2011 war es dann soweit: Ich leitete die ersten beiden Veranstaltungen im Circlewise-Stil (auch wenn es damals noch keinen Namen dafür gab), in Gemeinschaft mit einem ehrenamtlichen HelferInnen-Team. Insgesamt knapp 80 Menschen kamen zusammen, um mit Sobonfu Somé zu trauern und/oder als Frauen ihre weibliche Kraft zu stärken und zu erneuern.
Kurze Zeit später zeigte sich dann der Name für das, was wir da machten: Circle-Wise, kreise-weise – also mit der Weisheit des Kreises.
2013-2019 – Die Wildnis- & Natur-Kultur-Pädagogik-Weiterbildung
Unsere erste Weiterbildung wurde die „Wildnis- und Natur-Kultur-Pädagogik„, in Zusammenarbeit mit der Stiftung WaldWelten in Eberswalde bei Berlin. Schon damals war uns klar, dass wir einen etwas anderen Weg einschlagen würden als viele andere Organisationen in Deutschland, die von Jon Young’s Arbeit inspiriert waren, deshalb stand neben der „Wildnis“, von Anfang an der Begriff der Natur-Kultur im Zentrum der Weiterbildung.
Am Anfang lud ich wechselnde Lehrer:innen für die Weiterbildung ein, zum Beispiel Paul Wernicke von der Wildnisschule Hoher Fläming. Bald wurde Greg Sommer mein fester Co-Lehrer für die Weiterbildung. Natürliche Muster so gut kennenzulernen, dass sie zur Basis für die fortlaufende Gestaltung einer hier und heute authentischen Kultur (im allerweitesten Sinne) werden könnten, wurde schon damals ein Hauptanliegen der Weiterbildung.
Wesentlicher Teil der Ausbildung war unser Praktikanties-Programm, innerhalb dessen das Erlebte des ersten Ausbildungsjahres vertieft werden konnte, für ein weitreichenderes Verständnis und ein begleitetes Hineinwachsen in die Rolle von Mentor:innen.
Im Jahr 2015 zogen wir unsere allmählich bewährte “WiNaKu” in den Süden um, zum wunderschönen Hohlenstein, dem Platz vom Hangab-Zentrum Bodensee.
Die Workshops und unsere ehrenamtlichen HelferInnen
Daneben laufen seit 2011 viele Workshops, mit Sobonfu Somé und anderen wunderbaren GastlehrerInnen.
Die Workshops dienen zum einen unserem eigenen Wachstum und Inspiration, und zum anderen wollen wir gerade in den Anfangsjahren von Circlewise auch ermöglichen, dass unsere Lehrer:innen hier vor Ort von den Menschen erlebt werden können.
Manche Veranstaltungen sind Großveranstaltungen und ziehen über 100 Menschen an, und sie geben uns die Möglichkeit als immer wieder neu zusammengewürfelte große Dorfgemeinschaft zusammen zu kommen, mit Kindern, Jugendlichen und Ältesten, und gemeinsam alte Verbindungen zu intensivieren und neue zu knüpfen, und das Netzwerk wachsen zu lassen.
Nicht zuletzt schenken die Workshops die Gelegenheit, gemeinsam zu dienen. Durch das gemeinsame Tun – jeder entsprechend seiner eigenen Möglichkeiten und der eigenen Bedürfnisse – entsteht Eudaimonie, jene tiefe, erfüllende Freude und Glückseligkeit, die Menschen dann empfinden, wenn sie die Sinnhaftigkeit ihres Lebens deutlich spüren, sich verbunden fühlen, und gewahr sind, wie sich ihr eigenes persönliches Handeln auf das Wohlergehen des Gesamten auswirkt.
Unsere Helfer:innen-Kreise
Die meisten unserer Helfer:innen sind Teilnehmende oder Absolventies von unseren Weiterbildungen.
Unsere Vision dabei ist es, gemeinsam eine Art authentische Dorf-Gemeinschaft aufzubauen, für die Zeit die wir zur Verfügung haben. Dabei ist es nicht was wir konkret leisten, erleben oder erschaffen sondern, wie wir miteinander und mit den Teilnehmenden umgehen, was für uns am meisten zählt.
Wir nutzen jeden Moment, jede Interaktion dafür, die Art von Miteinander zu praktizieren, die wir uns für die Zukunft wünschen, mit Hilfe von unserem Verbindungskultur-Kompass. Besonders bedeutsam sind dabei aktive Wertschätzung, Dankbarkeit, Humor und ein tiefes inneres Commitment dafür, zum Wohlergehen der Menschen und der gesamten Schöpfung zu agieren, sich selbst aus einer inneren Fülle heraus zu verschenken und wirklich von Herzen im Dienst zu sein.
Der Weg in diese Kreise von Menschen, die in immer unterschiedlicher Besetzung neu zusammenfinden, führt übers eingeladen werden von derjenigen Person, die bei uns die jeweilige Veranstaltung leitet. In der Regel braucht es zuvor die Teilnahme an unseren Weiterbildungen, damit es auch angesichts der Kürze von Veranstaltungen trotzdem eine solide gemeinsame Basis für die Zusammenarbeit geben kann.
2014 – Die Ritualausbildung
Von Anfang an haben wir in der Arbeit mit Sobonfu gespürt, dass es so viel mehr von ihr zu lernen gäbe, über das Komponieren und die Wirkweisen von Ritualen und über unsere Verantwortung als Menschen auf der Erde.
Aus einer Kombination von Sobonfu’s Inhalten für eine Ritualausbildung und unserem Circlewise-Ansatz zur Durchführung von Veranstaltungen entstand 2014 die erste dreijährige Ausbildung in naturverbundener Ritualarbeit, in Kooperation mit Judith Wilhelm von der Wildnisschule Wildeshausen.
Wir hatten das große Glück in Sobonfu eine Lehrerin zu haben, die uns über ihre Geschichten und ihr Handeln an die enorme Bedeutung und Wichtigkeit von lebendigen Ritualen erinnerte. Gleichzeitig war es ein großer Segen, dass sie als Lehrerin eben nicht Teile ihrer eigenen Kultur weitergab, damit wir diese hätten kopieren sollen.
Vielmehr eine Ritual-Werkstatt
Vielmehr war ihre Arbeit mit uns davon geprägt, dass sie zu einem Großteil neu und passend entwickelte Rituale für die Menschen hier anleitete.
In der Ritualarbeit-Ausbildung vermittelte sie ebenfalls vor allem Prinzipien und Grundlagen, anhand derer wir selbst Rituale entwickeln lernen konnten – Rituale die hier und heute stimmig sind, authentisch und kraftvoll für alle jeweils daran teilnehmenden Personen in all der Vielfalt an kulturellen Wurzeln, geschlechtlichen Identitäten und sonstigen Hintergründen, die dies beinhalten kann.
Die Bedeutung wissenschaftlicher Forschungen
Viel von dem gesammelten Wissen in unserem wachsenden Werkzeugkoffer stammt aus Erfahrungslernen und wir nutzen es, ohne dass wir empirische Beweise dafür haben.
Gleichzeitig hat eine wissenschaftliche Grundhaltung beim Ausprobieren von Methoden von Anfang an eine wesentliche Rolle für unsere Arbeit gespielt und wir respektieren den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess und die wissenschaftliche Community.
Gerade in den letzten zehn bis zwanzig Jahren haben sich zahlreiche Wissenschaftler:innen weltweit intensiv mit vielen der Fragen beschäftigt, die uns auch interessieren: Wie können wir gesund und friedvoll zusammenleben? Wie können wir als Menschen wirklich füreinander da sein und füreinander sorgen? Welche biologischen Voraussetzungen bringen wir dafür mit, Schicksalsschläge oder sogar gewaltvolle Erlebnisse zu verarbeiten und resilient daraus hervor zu gehen? Was sind für eine friedvolle Gesellschaft wesentlich Tugenden und wie können wir diese erlernen oder sogar gemeinschaftlich kultivieren? Welche Rolle spielt bei all dem unser Körper, der ja bis in die letzte Zelle Natur ist, ein Teil der Erde? Wie steht es um die „Kultur“ von anderen Lebensformen, von Tieren oder Pflanzen?
Vielen dieser Fragen nähern sich Forscher:innen an und wir können so viel von dem globalen wissenschaftlichen Austausch lernen, der dank des Internets unendlich viel schneller und zugänglicher geworden ist.
Eine wesentlicher Hub zum Andocken an aktuelle Studien und deren Interpretationen vor dem Hintergrund eines breiteren Diskurses ist für uns seit vielen Jahren das Greater Good Science Center der Universität in Berkeley.
Verbindung von Erfahrung und Beweisbarem
Außerdem sammeln wir viele Inspirationen bei Praktiker:innen, die eine enge Anbindung an die Wissenschaft halten und deren (oft auch experimentelle, aber zumindest auf eine sehr eng an wissenschaftlichen Erkenntnissen angelehnte) praktische Arbeit in Verbindung mit dem aktuellen Stand der Forschungen stattfindet.
Wissenschaft wird vermutlich nie alles erfassen oder erklären können, was im Universum und in uns selbst existiert. Dennoch bietet sie für uns essentielle Anhaltspunkte dafür, wie wir unsere Arbeit gestalten können.
In der Praxis halten wir Ausschau nach solchen Werkzeugen, Prinzipien und Zutaten, die mit gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen vereinbar sind, also nicht offenkundig im Widerspruch dazu stehen (wenn sie beispielsweise immer wieder in Studien widerlegt wurden).
Wir halten Ausschau nach den Verbindungspunkten von individuellem (auch spirituellem) Erleben und Erfahrungswissen (das essentiell wichtig für unser menschliches Dasein ist) und dem was empirisch nachgewiesen wurde oder zumindest auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse nachvollziehbar und erklärbar ist.
Wo beides sich berührt finden wir die für uns wertvollsten Häppchen von Wissen und Herangehensweisen, welche solide, tragfähige Trittsteine für die weitere Entwicklung unserer Methodik bieten.
Respekt für indigenes Wissen
Auch Indigenous Knowledge – jenes Erfahrungswissen über die Welt, das von indigenen Kulturen über Jahrzigtausende gesammelt und verfeinert wurde, sehen wir als gleichwürdig an.
Hierin orientieren wir uns an Vorbildern wie Alexander von Humboldt oder auch Robin Wall Kimmerer.
Gleichzeitig ist es neben der Gefahr, kulturelle Aneignung zu betreiben (und damit die noch immer fortdauernde Ausbeutung indigener Kulturen noch zu verstärken) oft schwer bis unmöglich, als Außenstehende Wissen einer anderen Kultur zu übernehmen.
Denn um dieses wirklich zu verstehen fehlt uns unendlich viel an Erfahrungen und auch Verbundenheit.
Selber Wissen sammeln
Wir können aber aufmerksam und respektvoll zuhören und uns dazu inspirieren lassen, selbst hier und heute die Welt um uns herum, zwischen uns und in uns drin zu beobachten, um sie zu verstehen.
Auf diese Weise können wir jenseits von Laboren und Enzyklopädien selbst Wissenshäppchen sammeln, die wichtig und echt sind und in ihrer Vielzahl zum großen Teppich des gesamten verfügbaren Wissens auf der Welt beitragen können.
Vor allem wenn wir bereit dazu sind, vermeintliche „Erkenntnisse“ und Interpretationen immer wieder auch zu hinterfragen und sich somit weiter entwickeln zu lassen – gerade auch im Austausch miteinander und mit anderen Menschen, die ähnlichen Forschungsfragen folgen.
Vieles, was wir in unseren Weiterbildungen weitergeben:
- ist inspiriert von der Weltsicht bestimmter indigener Kulturen
- basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und
- ist geprägt und geformt von unserem eigenen persönlichen und kollektiven Erfahrungsschatz rund um die jeweiligen Themen.
2016 – Das Verbindungskultur Leadership Training
Die Workshops und Weiterbildungen die wir bei Circlewise anbieten, werden von vielen besonders für die intensiven Gemeinschaftserfahrungen geschätzt, die ein wichtiger Teil des Erlebens und Lernens sind.
Unzählige Male habe ich die Frage gehört: “Wie macht ihr das? Wie geht das?” Aus dieser Frage ist 2016 das Leadership Training entstanden.
Denn mit den Jahren wurde deutlich: Die Fülle an essentiellem Wissen, um die Veranstaltungen so leiten zu können, mit diesem gewissen “Zauber”, schaffe ich in keinem anderen Kontext zu vermitteln.
Sogar unseren Praktikanties, mit denen wir relativ viel Zeit mit Gesprächen auf der Meta-Ebene verbringen, können wir nur einen Bruchteil der Methoden und Herangehensweisen und Zusammenhänge an die Hand geben, mit denen wir die Programme konzipieren und in der Durchführung zusammen mit unseren Helfer:innen-Teams begleiten.
Fokus auf Werkzeugen für die eigene Führungspraxis
Gleichzeitig kam von einigen Empfänger:innen von fachlicher Beratung und Coaching der Wunsch, eine Weiterbildung besuchen zu können, die nicht mit so viel intensivem Naturerleben verbunden ist, sondern sich auf das Vermitteln von Werkzeugen für die eigene Führungspraxis konzentriert.
Beides leistet unser Leadership Training, und inzwischen zeigt es auch deutlich, dass sich hier ein eigener Kreis von Menschen innerhalb des Circlewise-Netzwerkes findet, die miteinander auf Augenhöhe, in sicherem Rahmen und mit viel gegenseitiger Inspiration und Unterstützung darüber sprechen können, wie sie noch wirkungsvoller ihren Beitrag für die Welt schenken können, im Rahmen von ihrer Führungsverantwortung in ganz unterschiedlichen Kontexten.
Der Circlewise-Freundeskreis und unser wachsendes Team
Im Mai 2019 wurde Circlewise zur GbR, deren Co-Leiter mein Mann und Partner Aaron Gerwert wurde.
Im Juni 2019 luden wir zudem 30 Menschen ein zu einem informellen Unterstützungskreis für das Circlewise Institut – den Circlewise Freundeskreis.
Aus dem Freundeskreis haben sich die „Projekties“ formiert – Menschen in unserem Team die selbst interne oder öffentliche Circlewise-Projekte anbieten, z.B. die Wilde Gabe Jahresbegleitung, das Genährt Sein in wandelnden Zeiten, die Familien-Natur-Zeit, den Selbstmitgefühl Online-Kurs, den Achtsamkeits-Workshop, die Circlewise Netzwerk-Karte und andere.
Mit Trauer-Arbeit das Verbittern verhindern
Wie können wir es schaffen, die Schmerzen über die Weltsituation heute und über all das was uns noch erwartet, nicht zu verdrängen, sondern sie ernst nehmen und auf uns wirken lassen, ohne davon individuell oder kollektiv traumatisiert und verbittert zu werden?
Trauerprozesse zu begleiten (und Räume für sie zu ermöglichen) kann hier ein ganz konkreter Weg sein, um angesichts von Leiden und Verzweiflung ein wenig Erleichterung zu ermöglichen.
Trauerarbeit kann Trost schenken und es leichter machen, einen lebensförderlichen Umgang mit persönlichen und kollektiven Notlagen zu finden.
Kennenlernen durften wir das Trauern in Gemeinschaft durch die kraftvollen Rituale mit Sobonfu Somé. Mit ihrem Scheiden aus dieser Welt hat sie uns den Auftrag hinterlassen, eigene Wege des Trauerns in Gemeinschaft zu finden.
Trauer-Feuer und Weiterbildungen
Inspiriert durch die Feuer-Bräuche und Trauer-Traditionen früherer Zeiten und anderer Kulturen, verbunden mit Erkenntnissen der modernen Psychologie und Trauma-Forschung entwickelte ich 2017 im Laufe mehrerer Monate einen ersten Prototyp für ein Trauer-Feuer-Ritual, das wir 2018 noch verfeinerten und seitdem in verschiedenen Variationen für große und kleinere Gruppen mindestens einmal jährlich durchführen.
Seit 2020 bieten wir auch Weiterbildungen rund um das Begleiten von individuellen und gemeinschaftlichen Trauer-Prozesse an, in unserem englischen Online-Kurs, einer Präsenz-Ausbildung hier in Deutschland und in unserem kleinen e-Büchlein fürs zuhause trauern.
Angesichts der Herausforderungen unserer Zeit ist die Trauer-Arbeit vielleicht einer der wichtigsten Aspekte unseres gegenwärtigen Wirkens in der Welt.
Für eine gerechtere Welt
Seit etwa fünf Jahren sind wir dabei, Stück für Stück unsere Inhalte und Methoden auf kulturelle Aneignung insbesondere von indigenen Kulturen zu überprüfen (wobei wir erschreckend vieles finden konnten) und konsequent darauf zu verzichten.
In unseren Weiterbildungen vermitteln wir Wissen und Hintergrundinformationen über die weltweite Dekolonisations-Bewegung, thematisieren Alltags-Rassismus und die ungleiche Verteilung von Privilegien und ringen gemeinsam mit unseren Teilnehmenden darum, „white fragility“ zu überwinden – die vielen Abwehrmechanismen mit denen sich weiße Europäer:innen (so wie wir) so leicht davor verschließen können, wirkliche Veränderungen herbei zu führen.
Unsere Erfahrung ist: Es ist nicht leicht, uns selbst immer wieder mit diesen essentiellen Themen auseinander zu setzen, aber gibt doch heute fast nichts wichtigeres und dringenderes, als füreinander auch verzichten zu lernen und aktiv zu werden für eine Gesellschaft, in der alle Menschen ein lebenswerteres Leben führen können.
Beständig besser Teilen lernen
Dabei stehen wir immer noch erst am Anfang. Dennoch haben wir klare Absichten und konkreter werdende Pläne dafür, mehr Menschen aus historisch diskriminierten Personengruppen an unserer Arbeit teilhaben und von ihr profitieren zu lassen.
Denn klar ist: Bisher ist unsere Arbeit gerade für Menschen mit Migrationshintergrund (die fast ein Viertel der gesamten Bevölkerung in Deutschland ausmachen) und/oder nicht-weißer Hautfarbe sind (BIPoC = Black, indigenous, People of Color) entweder unattraktiv oder nicht zugänglich oder beides.
Das wollen wir ändern. Eine erste kleine Geste für kollektive Reparation ist für uns, dass schwarze, indigene und farbige Menschen, Sinti und Roma sowie LGBTQ+-Personen, also Menschen nicht-binärer geschlechtlicher Identität und Sexualität (laut Umfragen mindestens 7,4% der Bevölkerung in Deutschland), seit 2021 kostenlos an unserem englischen Online-Kurs The Medicine of Grieving teilnehmen können.
Einen Teil unserer Gewinne spenden wir seit 2021 an die Tracking School Namibia, eine gemeinschaftliche geführte, komplett selbstbestimmte Initiative einer Gruppe von Ju/’hoansi, die wir schon mehrmals in Namibia besuchen konnten.
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