Trauerfeuer – Workshop
…Trauerfeuer zum Trauern in Gemeinschaft – damit Leichtigkeit, Schaffenskraft und Lebensfreude wieder fließen können!
Wir alle erleiden in unserem Leben Schmerzhaftes, erleben alltägliche Konflikte, Krankheit oder Unfälle, gescheiterte Träume, zerbrochene Beziehungen oder wie geliebte Menschen leiden oder sogar sterben.
Viele Menschen erleben Ohnmacht, Hilflosigkeit und Verzweiflung angesichts tief schmerzhafter persönlicher Verluste und der Lage unserer Mitwelt. All das zusammen kann sich anfühlen wie ein ganzes Gebirge von Trauer, die oft keinen gehaltenen Platz im Alltag finden kann.
Als Menschen sind wir dazu fähig, negative Gefühle auszublenden. In Notsituationen kann dies unser Leben retten. Unterdrücken wir Emotionen wie Trauer oder Wut jedoch über einen längeren Zeitraum, stumpft unsere gesamte Empfindungsfähigkeit dadurch ab.
Wir laufen sogar Gefahr, körperlich zu erkranken, depressiv zu werden oder anderen und uns selbst Verletzungen zuzufügen. Vor allem sind wir weniger in der Lage, positive Gefühle wie Liebe, Freude oder Dankbarkeit zu empfinden und können dadurch auch viel schwieriger in Verbindung mit anderen sein.
Es kann ein regelrechter Teufelskreis entstehen, der unseren Lebensmut und unser gesamtes Sein beeinträchtigt.
Um wieder mehr innere Lebendigkeit spüren zu können, brauchen wir einen geeigneten Rahmen, um unsere Trauer auszuleben und zu würdigen. Dazu gehört die Trauer über alle Verluste, die wir erlitten haben, über die Sehnsüchte, die wir nicht stillen konnten, auch über die Zerstörung unseres Planeten, über Tod oder Trennung oder darüber, dass wir uns allein fühlen und die Verbindung zur Natur und zu unseren Vorfahren nicht mehr spüren.
Emotionale Tränen enthalten laut dem Biochemiker und Tränen-Experten William Frey eine Vielzahl von Stoffen, die in der übrigen Augenflüssigkeit die wir bei Reizungen des Auges absondern, nicht enthalten sind. Beim Weinen werden über die Tränen Stress-Hormone ausgeschieden, genauso auch Toxine, die sich bei Stress im Körper anreichern.
Andere Studien dokumentieren, dass das Weinen auch die Produktion von Endorphinen anregt, unserer körpereigenen Schmerz-Medizin und Glücks-Hormonen. Wir fühlen uns besser, wenn wir geweint haben – sogar auch wenn ein Problem weiterhin besteht.
Das Jahresende bringt den oft grauen, nebligen November, in dem uns die Kahlheit der Bäume und der Erde bewusst machen, wie sich das Leben für den Winter in die “Unter-Welt” zurückzieht. Die Landschaft wird durchsichtiger, klarer.
Viele Menschen kommen in dieser Zeit auch in Kontakt mit ihrer inneren Trauer, mit starken Gefühlen, die wir manchmal schon seit Jahrzehnten mit uns tragen.
Die grauen Wochen vor Beginn der heimeligen Adventszeit führen uns in die Tiefen dieser Gefühle, manchmal bis zurück zu den Erfahrungen unserer Vorfahren.
Das Trauerfeuer kann dir diese Reise erleichtern und dabei helfen, daraus eine heilsame und belebende Erfahrung zu machen – für einen gesunden Umgang mit kleinen und großen Schicksalsschlägen.
Trauern hilft, Verluste zu verarbeiten – und es geht so viel leichter, tief zu trauern, wenn wir in Gemeinschaft sind. Ein Schmerz der sich für uns selbst vielleicht unerträglich anfühlt, kann so viel tragbarer werden, wenn wir spüren, dass Menschen mitfühlend und bezeugend hinter uns stehen.
(Mehr über die Wirkweise unserer Trauerarbeit kannst du hier erfahren.)
Denn zum Trotz aller gegenwärtigen und noch bevorstehenden Katastrophen ist da ja auch die Kraft des Lebens, das inmitten eines lebensfeindlich scheinenden Weltalls doch irgendwie entstanden ist und einfach immer wieder neu und weiter leben will, überall um uns herum.
Vor allem sind da Menschen und Lebensräume ganz in unserer Nähe, die uns Hier & Jetzt wirklich brauchen können: Unsere Liebe, unsere Fürsorge, unser Hegen und Hüten und Mitgestalten.
Wir brauchen einander und gemeinsam ist nicht nur alles Schwere und Schreckliche leichter zu ertragen.
Gemeinsam ist es auch leichter, immer wieder neuen Mut zu schöpfen.
Kennenlernen durften wir das Trauern in Gemeinschaft durch die kraftvollen Rituale unserer Lehrerin Sobonfu Somé.
Mit ihrem Scheiden aus dieser Welt hat sie uns den Auftrag hinterlassen, eigene Wege des Trauerns in Gemeinschaft zu finden.
Neben einer tiefen Beschäftigung damit, was Trauern heißt und warum es so wichtig ist und tatsächlich so gut tun kann, haben wir die Erkenntnisse der modernen Psychologie und Trauma-Forschung verbunden mit der Inspiration der „Heiligen Feuer“ der Anishinabe in Turtle Island (Nordamerika) und der “Not-Feuer” im mitteleuropäischen Raum.
Noch heute sind diese rituellen Feuer weithin bekannt und noch bis vor wenigen Jahrhunderten häufig entzündet worden, und in vielen Regionen auch des deutschsprachigen Raumes sind zahlreiche Feuer-Rituale als Brauchtum erhalten geblieben.
Inspiriert durch die Feuer-Traditionen im Europa früherer Zeiten und anderer Kulturen, sowie durch Überlieferungen von Trauer-und Begräbnis-Ritualen von unterschiedlichen Orten der Erde, entwickelten wir 2017 das Trauerfeuer.
Es ist ein zeitgenössisches Ritual, das auf eine Aneignung von kulturellen Elementen indigener Kulturen verzichtet, und das für Menschen aller Herkünfte, Religionen und spirituellen Überzeugungen zugänglich ist.
Wir werden uns während dieses Workshops gemeinsam um ein Feuer versammeln und es mehrere Tage lang hüten.
Dabei hören wir Geschichten und hilfreiche Erkenntnisse aus relevanten Forschungsbereichen, es wird viel Gelegenheit für persönlichen Austausch geben, und die Möglichkeit, deine eigenen Geschichten zu teilen und zu erfahren, wie sie bezeugt werden.
Immer wieder wird es auch Raum für Stille geben, für den Klang der Trommeln, für Lieder die die Seele berühren.
Vor allem ist dies ein Raum für deine leise und für deine laute Trauer, für deine Trauer in all ihren Ausdrucksformen, die in ihrem eigenen Rhythmus, in Wellen und Wogen fließen kann.
Es ist ein Raum, indem du eine tiefe nährende Verbindung zu dir selbst erfahren kannst, wieder voll und ganz zu dir kommen kannst, in Verbundenheit mit einer unterstützenden Gemeinschaft.
Das Feuer, der gehaltene Rahmen, die Reflexion und dadurch tiefere Verbindung zu uns selbst können uns dabei helfen, schmerzhafte Emotionen und die vielen weiteren Aspekte von Verlust und Leiden beim Trauern zu integrieren und ein ganzes Stück weit zu wandeln.
Mit Ritualen können wir kraftvoll Weichen stellen – aber wir brauchen auch Unterstützung im Alltag, jeden Tag, um Lebensmut zu bewahren und immer wieder neu finden zu können.
Deshalb werden wir ausführlich und mit vielen Übungen darauf schauen und ausprobieren, wie genau wir im Angesicht von Ängsten und Stress unser Nervensystem regulieren und unsere emotionale Resilienz stärken können.
Durch das älteste aller Elemente können wir uns mit dem Ursprung des Universums verbinden, mit allen unseren Vorfahren seit dem Anbeginn der Zeiten und mit den schöpferischen Kräften, die einstmals aus dem Nichts heraus Leben erschaffen haben.
Die Hitze und das gleißende Licht des brennenden Feuers, das Holzscheit für Holzscheit in Asche verwandelt, helfen uns, loszulassen, was uns genommen wurde, und darauf zu vertrauen, dass daraus neues Leben entstehen wird.
Es lädt uns ein, die Tränen, den Schmerz, aber auch die Geschichten, die Lieder, die Freude und die Dankbarkeit, und die Stille im Kreis miteinander zu teilen und uns gegenseitig in unserem Mensch-Sein zu bezeugen – in dem was schmerzhaft ist ebenso wie in der Freude, die wir erleben können.
Das Feuer führt uns durch die Trauer auch zur Leichtigkeit des Lebens, zum Genuss und zur Dankbarkeit und zur Freude am Sein, die wir miteinander feiern werden, denn dank des intensiven, befreienden Trauerns ist dieser Workshop gleichzeitig auch ein Fest der allerhöchsten Lebensfreude.
Mut brauchen wir gerade dann, wenn keine Hoffnung mehr bleibt. „Wenn die Hoffnung zerbricht, bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: Mut oder Kollaps,“ schreibt der Jugendliche Liko Smith-Doo.
Niemand weiß, wieviel Kollaps und Zerstörung die kommenden Jahre noch bringen werden und wie viele ganz persönliche Schicksalsschläge uns noch bevorstehen.
Was wir aber wissen ist, dass es auch hier und heute Mut erfordern kann, morgens überhaupt trotzdem aufzustehen, für uns selbst gut zu sorgen und auch für einander da zu sein.
Auch wenn die Gesamtsituation der Welt heute schlimmer denn je erscheint: Viele schreckliche, oft aussichtslos erscheinende Umstände in der Geschichte hätten nie einen Wandel erfahren, wenn nicht genügend Menschen aller Aussichtslosigkeit zum Trotz doch mutig gehandelt hätten.
Und auch für unser persönliches Leben macht es einen Unterschied, wenn wir es schaffen, nach schmerzlichen Verlusten wieder neuen Mut zu fassen – den Mut, weiter zu leben.
Die Potawatomi-Botanikerin Robin Wall Kimmerer schreibt darüber, wie es in indigenen Kulturen von der Kindheit an darum ginge, welche Verantwortung wir für unsere menschliche und mehr als menschliche Mit-Welt tragen – und wie wir dieser im Kleinen und im Großen gerecht werden können.
Dabei kann Verantwortung an niemanden wirklich übergeben werden – sie wandert nur, wenn sie auch angenommen wird. Uns zu trauen, sie zu nehmen kann uns die Liebe erleichtern – denn wenn wir lieben wollen wir schützen und nähren, was auch immer das braucht.
Deshalb werden wir an unserem Feuer auch die Liebe zum Leben in unseren Herzen ehren, damit wir sie erneuert und gestärkt fühlen und uns von ihr leiten lassen können.
Besonders heilsam wird das Ritual sich auswirken, wenn du vor Kurzem einen Verlust erlitten hast, oder dich aus einem anderen Grund in einer Phase der Trauer oder unbestimmten Traurigkeit, Einsamkeit oder Schwere befindest.
Verluste können sein:
Der Ritual-Workshop eignet sich außerdem für alle Menschen, die ihr Gefühlsleben besser kennenlernen und vertiefen wollen oder die als Therapeut:innen, Pädagog:innen, Ärzt:innen, Sozialarbeiter:innen, in Dienstleistungsberufen oder in der Wirtschaft viel mit anderen Menschen zu tun haben, sowie Menschen die beruflich oder privat eine enge Verbindung zur Natur haben und umso mehr unter den Verlusten des Lebenssystems Erde leiden, wie Wissenschaftler:innen, Gärtner:innen, in Land- und Forstwirtschaft tätige Personen.
Dieser Workshop ist familienfreundlich und Kinder bis 18 Jahre können kostenlos teilnehmen. Für die ca. 4-13jährigen wird tagsüber eine Kinderbetreuung angeboten, sie sind aber auch willkommen, bei uns Erwachsenen mit dabei zu sein.
Bitte melde dich wenn du mit Kindern kommen möchtest möglichst frühzeitig an, bestenfalls mindestens vier Wochen vorher, und teile uns in bei deiner Anmeldung auch Namen und Alter der Kinder mit, damit wir eine entsprechende Kinderbetreuung bereitstellen können.
Beginn: Freitag, 01.12.2023 – Anreise ab 17:30 Uhr
Ende: Dienstag 05.12.2023 14:00 Uhr, nach dem Mittagessen
Kursgebühr: 490 € regulär, 390 € für Menschen, die bereits an einem Trauer-Feuer teilgenommen haben (bitte bei Bestellung angeben). Kinder bis 18 Jahre sind frei.
Zuzüglich Unterkunft und Verpflegung im Schloss Bettenburg.
Solltest du unbedingt teilnehmen wollen, aber vor einer finanziellen Hürde stehen, melde dich bei uns!
Mit unserem Wirken stehen wir dafür ein, historisch entstandene Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung in all ihren offensichtlichen und subtilen Erscheinungsformen sichtbar zu machen, in uns selbst und innerhalb der Gesellschaft und wir streben danach, Räume zu kreieren, um diese aufzuarbeiten.
Es ist uns ein Anliegen, dass insbesondere Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität auch heute immer noch alltäglich Diskriminierung erfahren, sich in unseren Veranstaltungen nicht nur sicher, willkommen und ermächtigt fühlen können, sondern auch einen erleichterten Zugang zu unseren Angeboten haben.
Als eine Geste für Reparation und einen kleinen Beitrag zu einer dringend notwendigen kollektiven Wiedergutmachung haben wir uns deshalb entschieden, unseren Spielraum für Rabatte und Vergünstigungen vor allem Personen zur Verfügung zu stellen, die historisch und aktuell am stärksten diskriminierten Bevölkerungsgruppen angehören, wie BiPoC, LGBTQ+*, Menschen jüdischer Abstammung, Sinti*zze und Rom*nja.
Wenn eines davon auf dich zutrifft, melde dich gern bei uns, oft haben wir Reparations-Freiplätze oder stark vergünstigte Teilnahmeplätze, die wir vergeben können. Hier geht’s zu unserem Kontaktformular.
Der Workshop findet im Seminarzentrum Schloss Bettenburg statt, wunderbar ruhig auf einer Anhöhe gelegen, inmitten eines zauberhaften alten Landschaftsparks.
Aus den Zimmern und von der Terrasse hat man weiten Blick über das umgebende Land.
Hier findest du alle Informationen über den Platz: https://www.schloss-bettenburg.de.